Miras Tagebuch

Zum Schluss unserer Reise erzähle ich euch, was Mama und Papa in Schweden besonders aufgefallen ist und was das Land zur Schweiz unterscheidet.

Es gibt noch anderes Typisches neben Elchen und Dalarna-Pferden. Fangen wir doch gleich beim Wichtigsten an, dem Essen. Das Essen hat in Schweden einen hohen Stellenwert und man spürt überall, dass sich die Leute dafür viel Zeit nehmen. Nebst vielen Fischgerichten trifft man immer wieder auf Schilder mit der Aufschrift „Köttbullar“. Ihr kennt dieses Gericht vermutlich schon aus der IKEA. Kött = Fleisch, bulle = Bällchen. Das kann man immer und überall essen. Am besten mit Kartoffelnstock, brauner Soße und Preiselbeeren. Dazu Knäckebrot mit gesalzener Butter. Das Knäckebrot gibt es übrigens in allen Variationen, groß, klein, dick, dünn, rund, eckig.

Bekanntlich verbringt der Mensch mindestens ein Drittel seines Lebens mit Schlafen, der Schwede zusätzlich noch ein Drittel mit Kaffeepausen. "Fika" nennt sich dieses Ritual und besteht aus einem Kaffee und einem süßen Teilchen. Meistens gibt es leckeren Zimtschnecken, genannt „Kannelbullar“. Andrina, Luca und Mama haben dutzende davon verspiesen.

Ab und zu gab es auch frische Waffeln mit Vanilleglace und Erdbeersauce. Ja, frische Erdbeeren gab es sowieso an jeder Ecke zu kaufen und wir haben viele feine Erdbeerdrinks von Mama geniessen dürfen.

Aber nochmals zurück zu Kaffee: das ist eine Besonderheit in Schweden. Meist steht an der Kasse in einem Restaurant “Påtår ingår”. Das bedeutet, dass man sich im Café oder Restaurant (die in der Regel Selbstbedienung sind) die Tasse Kaffee kostenlos noch einmal füllen kann. Es stehen überall Kaffeekannen herum. Påtår (Ausgesprochen wird es “pootoor”) heisst wörtlich übersetzt “der Schluck obendrauf” und stammt aus dem früheren Schnappshandel. Den Schnapps kaufte man früher lose in eigenen Flaschen und bekam dann noch einen kleinen Schluck dazu.

Mama und Papa hatten aber meistens einen Cappuccino respektive einen doppelten Espresso bestellt und der kam entweder aus der italienischen Kaffeemaschine oder aus der eigenen Nespresso-Maschine. Nur geht langsam unser Nespresso-Vorrat zu Ende und evtl. müssen wir extra in Kopenhagen nochmals stoppen, damit die Beiden nicht auf Entzug kommen, bis wir zu Hause sind...

Und dann wäre da noch das Thema Alkohol. Für Wein und Bier geht man zum Systembolaget. Hier und nur hier gibt's Getränke mit einem Alkoholgehalt von mehr als 3,5% vol; Bier mit 3,5% und gar 2,7% gibt es noch im normalen Laden (unter Vorlage von einer ID, die beweist, dass man schon 20 ist). Für alle härteren Sachen führt der Weg in den Systembolaget: staatlich organisierter Alkoholverkauf. Da gibt's dann alles was das Herz begehrt. Allerdings möchte man als normaler Europäer gleich wieder gehen, wenn man auf die Preise schaut. Eine rechte Flasche Wein ist schon ordentlich teurer als bei uns. In den Orten an der norwegischen Grenze kann es am Wochenende schon vorkommen, dass die Grenzgänger sich die Füsse vor dem Systembolaget Wund stehen, um an Alkohol heran zu kommen. Denn in Norwegen ist alles nochmals viel teurer.

Esswaren kauft man in einem der diversen Supermärkte wie ICA oder Konsum ein und dies übrigens von 8-22 Uhr und meist 7 Tage die Woche.

Und da wäre noch eine Eigenheit, wenn wir beim Essen sind. In jedem, aber wirklich jeden Restaurant oder Cafe hatte es Kinder-Hochstühle von IKEA und ich habe mich richtig wohl gefühlt darin.

Dass die Schweden einen beliebten Geschmack für Design und Innendekoration haben, wissen wir ja nicht nur von IKEA und H&M. Man sieht es in den vielen Häusern, die oft ein liebevoll dekoriertes Wohnzimmerfenster haben. Dazu steht im Garten eine Fahnenstange mit Schwedenfahne und die Fassade ist „falunrot“.

Doch was hat es mit der Farbe „Falunrot“ auf sich? Einst war es nur ein Abfallprodukt der Kupfermine in Falun, mit dem sich Holz gut und billig streichen ließ. Doch heute leuchten fast alle Häuser Schwedens in „faluröd“. Mit der roten Universalfarbe Falu rödfärg liefert die Grube Falun den seit gut 150 Jahren beliebtesten Hausanstrich. Die rote Farbe wird aus den Abraumhalden von verwittertem Schwefelkies, mit den Hauptbestandteilen Eisenocker und Kieselsäure, gewonnen. Die rote Farbe hat viele Vorzüge: Sie konserviert das Holz, ohne es zu verstecken. Die Wand atmet. Je nach Wetter und Tageszeit verändert sie sich im Ton. Frost, Tau oder starke Wärme geben dem Rot eine unterschiedliche Färbung. Es bindet eine Gruppe aus mehreren Häusern zur Einheit zusammen und hebt sie gegen Wald, Berg und Acker ab. Dadurch entsteht eine geordnetes Landschaftsbild, das Skandinavien so romantisch macht.

Und dann wäre da noch das Klima. Ein immer wieder beliebtes und mit Klischees behaftetes Thema. Die Jahresniederschlagsmenge beträgt in Göteborg zum Beispiel 670mm und diejenige für Deutschland 760 mm. Entgegen manchen Erwartungen kann man in Schweden einen heissen Sommer erleben und das Wasser in den Seen oder im Meer kann durchaus auch für uns „Südeuropäer“ angenehm sein. Dass die Schwedinnen beim ersten Sonnenstrahl knapp über 10 Grad schon den Minirock montieren oder im Bikini in den Parks sonnenbaden ist weitläufig bekannt. Wohl auch dass sie ohne langes hin und her einfach in den See springen, egal wie warm er ist.

Als es in der Schweiz in den letzten Wochen so heiss war, ist es auch in Schweden sehr warm gewesen und am Spitzentag, als wir in Göteborg waren, zeigte die Wettervorhersage auch 35°C an! Die Temperaturen in den Seen waren für uns auch meistens sehr angenehm.

Und wer jetzt noch das Gefühl hat, wir hätten zwar warm gehabt, seien aber von Tausenden von Mücken attackiert worden, auch den müssen wir enttäuschen. Die zwei Mückensprays, die wir mitgenommen haben, sind in den drei Monaten keine zehn Mal zum Einsatz gekommen. Dafür haben wir mehrere herrlich gelegene Campingplätze an Seen gefunden, die es uns wohl schwer machen, dass wir uns auf den oft überfüllten Plätzen im übrigen Europa gleich wohl fühlen. Dazu haben wir einige Rastplätze genossen, die allesamt mit herrlichen Badestegen, WC und oft auch Duschen ausgerüstet waren.

Eine eindrückliche Eigenheit des Nordens im Sommer ist natürlich die Mitternachtssonne. Auch wenn wir nicht bis zum nördlichen Wendekreis gereist sind, hatten wir sehr viel Freude an den langen Sonnenscheindauern und es ist schon ein super Gefühl, wenn es gar nie richtig dunkel wird. Man muss nur aufpassen, dass man das Zeitgefühl nicht verliert und die Kinder rechtzeitig ins Bett schickt. Sonst hat man am nächsten Tag die Quittung...

Anders sieht es wohl im Winter aus, wenn es im Norden fast nie hell wird. In Schweden ist es, wie wohl allgemein bekannt, öfters mal kalt. Um zu verhindern, dass das Auto einfriert, kann man sein Auto mit einer Elektrostandheizung aus - bzw. nachrüsten und dann einen Parkplatz mieten, an denen man diese einstöpseln kann - und kann sich freuen, in ein wohlig warmes Auto zu steigen oder zumindest in eines, in dem es nicht wie draußen minus 20 Grad hat. Allein Schweden hat über 500’000 Steckdosen an Parkplätzen. Jetzt könnten die krieselnden Volvos und Saabs, die es ja zu Tausenden gibt, doch gleich zu Elektrofahrzeugen umgerüstet werden, die Tankstellen sind ja bereits vor Ort. Zudem haben dort die meisten Autos Zusatzscheinwerfer montiert, damit sie in der Dunkelheit genügend sehen.

Anderes Thema: Sport! Da sich die Schweden für einmal nicht für die Fussball-WM qualifizieren konnten, hat man auch nicht viel von der WM in Südafrika gespürt. So bleiben das Segelrennen in Marstrand, diverse Ruderbootrennen, Sommerlangläufer auf den Strassen und viele Kajakfahrer in unseren Erinnerungen.

Generell waren wir von der Freundlichkeit der Schweden fasziniert. Überall wurden wir mit einem herzlichen „hej, hej“ begrüsst und weder im Supermarkt noch auf der Strasse wird gedrängelt. Alle waren sehr hilfsbereit und auch wenn man das Schwedisch kaum versteht, mit englisch kommt man überall gut durch.

Wir werden die schönen Plätze an den Seen, an der Schärenküste oder in kleinen Städtchen sicher bald vermissen aber dafür noch lange in Erinnerung behalten. Und eines ist sicher, wir waren nicht zum letzten Mal in diesem Land. Wenn wir euch den Norden mit unseren Berichten etwas schmackhaft gemacht haben, geht doch auch nach Schweden, ihr werdet es bestimmt nicht bereuen.

Bis bald zu Hause, eure Mira

 

 

 

 

Ja, ja, ihr habt lange nichts mehr von mir gehört. Aber keine Angst, ich werde nicht langsam faul sondern ich musste einige Tiefschläge wegstecken. Da war doch zum ersten dieses tolle Floss, das wir eigentlich bauen und damit den Fluss Klarälvens hinunter fahren wollten.

Wir waren in Stöllet ziemlich in der Wildnis Schwedens und wie es halt so ist, kann man dort auch Krankheiten auflesen. Es hat mich nämlich ziemlich erwischt! Von Tag zu Tag bekam ich mehr Pickel. Zuerst im Gesicht und dann am ganzen Körper. Mamas und Papas Diagnose nach ihrer Internetrecherche wurden am vorletzten Sonntag im Spital von Torsby bestätigt – Windpocken! Nun gut, es soll ja nicht schlecht sein, wenn man diese Krankheit als Kind durchgemacht hat. Nur mussten wir natürlich vorsichtig sein, dass sich sonst niemand ansteckt. Aber eben, wir waren nicht in der Verfassung ein Floss zu bauen und ein, zwei Tage damit aufs Wasser zu gehen. Schade! Das müssen wir irgendwann nochmals nachholen. Und übrigens, der Kurzcheck im Spital war gratis!

Diese Pickel mussten wir täglich mit einer hässlichen Salbe bestreichen, damit es mich nicht juckte und ich durfte auch nicht an die Sonne. So habe ich mich halt mit einem Ferrari-Bad begnügt oder mit Rest der Familie das Boda Borg besucht.

Unterdessen sind die Blasen zum Glück praktisch alle verschwunden, aber ein weiterer Tiefschlag folgte. Die Brasilianer sind an der WM ausgeschieden! Traurig, traurig. Vor allem Onkel Manusch, Giovanna und Edu werden wohl Nächte lang geheult haben. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen und habe die Niederlage schnell weggesteckt. Kleine Mädchen weinen nicht! Ich schnappte mir Lucas Robben-T-Shirt und somit fane ich neu für die Holländer.

Auch nicht schlecht oder? Immerhin war ich schon in Holland und in Brasilien noch nie. Die „Oranjes“ müssen jetzt einfach die Spanier schlagen. Aber zur Not hätte ich auch da vorgesorgt. Luca hat auch einen Spanien-Dress, jedoch ist dieses mit Nummer 7 David Villa zu Hause im Kasten. Es wird aus den Ferien also sicher kein Foto von mir mit einem Spaniendress geben. Aber alle Deutschen „Freunde“ hier auf den Campingplätzen werde ich daran erinnern, dass wir Schweizer die Spanier immerhin geschlagen haben Wink.

Ein letzter Tiefpunkt war noch Mamas Einkauf für mich. Sie hat mir einen neuen Body gekauft. Und wisst ihr was für einen? Ich sehe jetzt aus wie eine Milch-Tetrapackung aus Norwegen. Wer es nicht glaubt, soll sich das ansehen!

Sieht doch wirklich lächerlich aus oder? Na ja, was macht man nicht alles mit, wenn man sich nicht wehren kann. Dafür schnappe ich mir langsam aber sicher alles, was mir in die Quere kommt. Zum Beispiel beim Frühstück müssen sie immer ein Brötchen mehr kaufen, sonst gebe ich keine Ruhe.

Habt ihr übrigens meinen neuen Baby-Hochstuhl von Ikea im schönen Schweizerrot schon bemerkt? Eigentlich wollten wir ein weisses Schweizerkreuz darauf mahlen aber im schlimmsten Fall müssten wir es am nächsten Sonntag halt mit einem Balken in spanischem Gelb versehen. Die Ikea ist hier in Schweden natürlich besonders cool. Mama und Papa haben schon neue Kindermöbel entdeckt, die es in der Schweiz vermutlich noch gar nicht gibt. Und unsere Familie verspeist traditionell vor jedem Ikea-Besuch im Eingangsbereich dutzende der billigen Hot-Dogs. In Schweden kostet einer nur 60 Rappen. Meinen Baby-Hochstuhl gibt es übrigens in jedem Restaurant in Norwegen und Schweden, wenn auch nur in weisser Farbe.

Auch die „Heimweh-Schokolade“ meiner Familie habe ich mir letzthin geangelt und sie hat mir prima geschmeckt – bzw. die Verpackung davon.

Und apropos Heimweh: die letzte Flasche Rivella Blau im Vorrat von Andrina wird wohl auch nicht mehr lange leben. Andrina hat sich eine Flasche wirklich zwei Monate lang aufgespart aber jetzt wird der „Entzug“ bald unerträglich für sie. Noch diese Woche wird die Flasche wohl dran glauben müssen.

So, liebe Leute. In der Zwischenzeit sind wir an Schwedens Westküste angekommen und wir geniessen die vielen kleinen Städtchen und die Schärenküste. Und wer meint, nur in der Schweiz sei es schönes Wetter, der hat sich getäuscht. Wir haben auch tolles Wetter, aber zum Glück nicht so heiss wie bei euch. Und diese Küste ist so schön, da vergisst man glatt die Sandstrände des Mittelmeers.

Geniesst den Sommer und "hupp Holand", eure Mira

 

 

 

Unsere Reise führte uns weiter dem Siljansee entlang nach Leksand. Dort haben wir einen schönen Platz direkt am See gefunden und die Sonne hat unsere Haut mächtig aufgeheizt. Gerade richtig, um das an den Campingplatz angrenzende Sommarland aufzusuchen. Andrina, Luca und Papa packten die Badehosen ein und machten sich auf den Weg.

Die Eindrücke, die sie am Abend zurück brachten waren überwältigend. Ein Wasserpark im Freien, mit vielen Rutschbahnen, Schwimmbecken, Kanu- und Ruderbooten. Auf einer Rutschbahn mussten sie sogar einen Helm tragen, weil sie dort so viel Tempo hatten und mit ihren Gummipneus durch mehrere Steilwandkurven düsten. Andrina und Luca hatten total „Fun“ und wollten nicht mehr aufhören zu rutschen.

Doch der Park hatte noch viel mehr zu bieten. So konnte man auf Riesentrampolins springen, Luftgewehr schiessen, richtige Go-Karts fahren und sogar mit einem Vierradtöff über eine Geländepiste fetzen. Das musste natürlich alles ausprobiert werden.

Es lief aber nicht alles ohne Panne ab. Luca hatte kaum trockene Badehosen angezogen, so war er auch schon wieder nass! Er wollte mutig über bewegliche grosse Plastikseerosen balancieren. Der Hinweg hat noch geklappt, aber beim Rückweg hat er das Gleichgewicht verloren und „plumps“ lag er im See. Andrina hat dafür mit dem Go-Kart einen auf Schumi gemacht und ist in einer Kurve mit Vollgas in die Pneuabschrankung gedonnert. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Bahnaufsicht den Go-Kart wieder befreit hatte. Tja, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Mama und ich nahmen es gemütlich. Wir sind mit dem Kinderwagen nach Leksand spaziert und haben eine „Käfeli“ getrunken. Am Abend sind wir im herzigen Campingbeizli Nachtessen gegangen. Mich haben sie mit „Hasenfutter“ ruhig gestellt.

Es war richtig gemütlich und man merkt schon einen grossen Unterschied zwischen den eher distanzierten Norwegern zu den offene, direkten Schweden. Es läuft viel mehr hier, die Schulferien haben begonnen und morgen ist ja Midsommar!

Der Siljansee ist der schwedische Vorzeigesee. Er ist vermutlich durch einen Meteoriteneinschlag entstanden und ist etwa so gross wie der Bodensee, doch mit weitaus geringerem Menschenansturm. Ein klarer See umgeben von einer herrlichen Bergkulisse und rieisgen Tannenwäldern. Dazu nette Städtchen wie Mora, das vor allem als Ziel des alljährlichen Vasalaufs bekannt ist. Dies ist die älteste, längste und grösste Langlaufveranstaltung der Welt. Das Rennen geht über 90 Kilometer von Sälen nach Mora, wurde 1922 zum ersten Mal ausgetragen und hat über 15'000 Teilnehmende jedes Jahr. Es gibt verschiedene Rennen an insgesamt 10 Tagen. Die Sieger werden wie Olympiasieger gefeiert. Mora ist aber nebst dem Vasalauf aber auch für seine Mora Messern auch Mora Armaturen bekannt. Die ersten Wasserhahnen wurden hier bereits um 1876 gefertigt.

Heute ist Midsommar. Ein riesen Fest in ganz Schweden. Aber gerade die Dörfer um den Siljansee sind bekannt für viele Mittsommer Feste. Folkloreveranstaltungen, Kirchbootrennen und Musiktreffen finden überall statt. Man sieht auch farbenfrohe Trachten, viele alte Autos und schicke Sportwagen. Überall wird die Schwedenfahne gehisst und es beginnen gleichzeitig die zwei monatigen Schulferien in Skandinavien.

Midsommar ist in Schweden nach Weihnachten das zweitgrößte Fest des Jahres und die meisten Schweden feiern es mit Verwandten, Freunden und Nachbarn. Laut Gesetz wird Midsommar immer an dem Samstag gefeiert, der zwischen dem 20. und dem 26. Juni liegt. Der Freitag davor wird midsommarafton (Mittsommerabend) genannt und der Samstag midsommardag (Mittsommertag). Obwohl der Freitag kein offizieller Feiertag ist, haben die meisten Geschäfte geschlossen und die Bewohner der großen Städte pilgern zu den Feierlichkeiten auf das Land. Am Mittsommertag bleibt die schwedische Flagge oft – entgegen der Empfehlung, sie zu Sonnenuntergang oder spätestens 20:30 Uhr einzuholen – über Nacht gehisst. Wir fuhren mit einem Touristenzüglein vom Campingplatz nach Leksand. Es war schon im Zug eine riesen Stimmung.

Im Gegensatz zu den anderen Ländern der Region, wo das Fest durch die Kirche Johannes dem Täufer gewidmet wurde, hat das schwedische Mittsommerfest keinen christlichen Hintergrund. Am Mittsommerabend wird eine geschmückte Stange, der sogenannte Mittsommerbaum (majstången oder midsommarstången), aufgestellt, wobei maj hier nichts mit dem Monat Mai zu tun hat, sondern auf das Verb maja („mit Blumen schmücken“) zurückgeht. Die Stange sieht in den verschiedenen Regionen des Landes jeweils etwas anders aus, auch einzelne Orte haben oft ihre eigene Tradition. Die Stange wird mit Blättern und Blumen geschmückt und aufgerichtet, danach wird im Kreis um sie herum getanzt, wobei verschiedene Spieltänze üblich sind.

Zum Fest zieht man sich fein an, die Mädchen und Frauen haben meist weiße oder blumige Kleider an; viele tragen zu dieser besonderen Gelegenheit auch ihre Trachten. Einige binden Kränze aus Blumen oder Birkenzweigen und setzen sie sich oder ihren Kindern auf.

Als die ganze Zeremonie zu Ende war mussten wir nach Hause stressen, um mindestens die zweite Halbzeit von Schweiz-Honduras zu sehen. Wir wurden von Hampe (...vielen Dank) per SMS laufend über den Zwischenstand informiert und waren natürlich total auf Nadeln, als wir den Fernseher im Wohni gestartet haben. Wir hofften natürlich dieses Mal auf den Schiri und auf mehr...

Leider haben es unsere Nati-Helden trotz guter Schiedsrichterleistung nicht geschafft ein Törchen zu schiessen und was bleibt mir jetzt anders übrig, als die Farben zu wechseln. Jetzt „fäne“ ich halt für die Brasilianer, die werden bestimmt Weltmeister!

 Heute lassen wir die Korken knallen!

Aber vorher berichte ich euch noch von den letzten Tagen. Wir sind nach der Vogelinsel Runde weiter nach Alesund gefahren. Eine faszinierende Stadt von der man den besten Eindruck vom Aussichtspunkt Fjellstua gewinnt. Der Stadtkern von Alesund brannte 1904 in einer stürmischen Winternacht bis auf die Grundmauern nieder. Eine neue Stadt im Jungendstil mit vielen Türmen und Spitzen wurde danach erbaut. Leider haben wir diesen Charme wegen des schlechten Wetters nicht richtig gespürt.

Auf dem Aussichtspunkt ist uns noch etwas Lustiges passiert. Ein Car mit Indern hat direkt neben uns geparkt. Sie haben uns gefragt, ob das Wohnmobil unser zu Hause sei. Sie hätten noch nie so ein Fahrzeug gesehen und ob sie es innen betrachten dürfen. So hat sich eine Horde Inder in unser Wohni gequetscht und sie haben Dutzende von Fotos geschossen. Eigentlich hätten wir Eintritt verlangen sollen und Papa überlegt sich jetzt, ob er Wohnmobile nach Indien  exportieren soll...

Anschliessend sind wir wieder einmal über eine Passstrasse gefahren, um weiter nördlich an die Küste zu gelangen. Dabei haben wir viele schöne Eindrücke von Norwegens abwechslungsreicher Natur erhalten. Immer wieder wechselten sich Fjorde, Gebirge und Seen ab. Wir musste einmal mehr mit der Fähre übersetzen und haben die berühmte Trollstigen mit ihren elf Haarnadelkurven von oben nach unten befahren. Schon wenige Tage nach uns wurde sie wegen Schneefall wieder geschlossen.

Kiwi mini pris, Coop maxi, Eurospar, Joker, Rimi 2000, Bunpris... - beinahe alle Lebensmittelgeschäfte haben wir getestet. Mama wollte immer wissen, wo es noch etwas günstigere Produkte gibt. Ich lege da meine Prioritäten etwas anders – bei Meny geht das Einkaufen am schnellsten, denn dort kann man mit dem Ferrari um die Gestelle flitzen.

Mama und Papa haben beschlossen, dass wir nicht mehr bis zu den Lofoten fahren, denn es ist zu weit. Stattdessen wollen sie wenden und nach Schweden weiter reisen. So haben wir als höchsten Punkt im Norden die Küstenstrasse Atlanterhavsveien gewählt und einen ersten Eindruck erhalten, wie es in den Schären von Schweden etwa aussehen wird. Mama und Papa hielten ständig an, um ein paar Fotos zu knipsen.

Wir sind also am Wendepunkt unserer Reise und es geht wieder Richtung Süden nach Lillehammer zurück. Heute haben wir aber früher einen Stopp eingelegt, damit wir bereit sind, wenn es um 16 Uhr los geht mit dem Fussball-WM-Spiel Schweiz gegen Spanien. Wir haben unsere Public-Viewing-Meile im Freien aufgebaut und waren glücklich, dass wir auf ARD einen guten Empfang hatten. SF DRS konnten wir so hoch im Norden via Satellit nicht mehr richtig empfangen. Schon seit dem Morgen früh haben wir unsere Schweizerdresses an und konnten den Anpfiff kaum erwarten.

Vor allem Luca war hyper-nervös und er konnte während dem Match kaum ruhig sitzen. Unser Wohni wurde natürlich noch „Fan-like“ hergerichtet und dann konnte unsere Party beginnen. Wir haben gejubelt, gejohlt und Mama hat am Schluss sogar noch kräftig auf die Autohupe gedrückt. Mann bin ich erschrocken, denn ich habe gerade so gut geschlafen! Aber für ein 1:0 gegen den Europameister und WM-Favoriten bin ich gerne erwacht. Schlussendlich habe ich mit meinem Schweizer-Nuggi schon kurze Zeit später wieder super gut geschlafen.