Miras Tagebuch
2.-4. Juni: Schulreise in Flam
Von Bergen sind wir weiter gefahren nach Flam. Dabei haben wir einige grosse Wasserfälle gesehen und sind eine regelrechte „Tremola-Strecke“ hinunter gefahren.
Zum Glück ist die Stahlheimskleiva unterdessen eine Einbahnstrasse, denn ausweichen wäre mit unserem Wohni wohl nicht möglich gewesen. Als es ganz heikel wurde, haben wir den Fahrer gewechselt .
Flam ist sehr touristisch und fast täglich kommen Kreuzfahrtschiffe bis zuhinterst in den Fjord. Auch wir hatten das Glück, dass gerade zwei grosse Kähne vor Anker lagen. Wenn wir Ende Juli da gewesen wären, hätten wir wieder die „Queen Marry 2“ gesehen, die wir schon in Barbados getroffen haben.
Auf dem sehr familiären Flam Camping haben wir mehrere Tage genossen und es uns gemütlich gemacht. Es war wieder einmal lernen und waschen angesagt. Ein Grund war auch, dass wir kurz nach der Ankunft mit Mira notfallmässig zum Doktor mussten. Sie hat nach dem Nachtessen plötzlich zwei Mal grosse Mengen erbrochen und viel Flüssigkeit heraus gegeben. Deshalb sind wir um 21 Uhr kurzerhand ins Nachbardorf zum Notfallarzt gefahren. Ein gründlicher Check hat nichts Besorgniserregendes ans Tageslicht gebracht und seither geht es ihr auch wieder blendend. Luca und Andrina waren zwar beunruhigt, hatten aber Freude, dass sie während dem Arztbesuch bis spät in die Nacht im Alkoven (Bett über der Fahrerkabine) einen DVD schauen durften.
Am Freitag war dann unser „Schulreise-Tag“. Wir packten unsere Rucksäcke und fuhren zuerst mit der Flambahn hinauf nach Myrdal. Auf 20 Kilometern werden 865 Höhenmeter überwunden und das zerklüftete, wildromantische Flamtal mit bis zu 18 % Steigung durchfahren. Wir waren ganz alleine in einem Wagen und konnten auf beiden Talseiten aus dem Fenster schauen, wenn wir nicht gerade in einem der 20 Tunnels waren.
Da es sich um eine Touristenbahn handelt, hatte es der Lok-Führer nicht gerade eilig und bei den markantesten Punkten fuhr er entsprechend langsam. Nach 45 Minuten hielt der Zug nach einem Tunnel auf einer Plattform direkt über dem Wasserfall „Kjosfoss“. Eine atemberaubende Kulisse, die vermutlich für die Asiaten noch mit Musik und Feeen-Tanz inszeniert wurde.
Nach einer Stunde hiess es in Myrdal aussteigen und wir beschlossen bis in die Mittelstation hinunter zu laufen. Eigentlich wollten wir die Fahrräder mit auf den Zug nehmen und hinunterfahren. Auf vorsorgliche Empfehlung von Camingplatz-Nachbarn verzichteten wir aber darauf, denn der oberste Teil des Weges war eine Schotterhalde und für uns mit unseren Mountenbike-Künsten nicht passierbar. Mira wäre im Kindersitz vermutlich wie ein Shake geschüttelt worden!
So genossen wir während der Wanderung Felsen, Bäche und Pflanzen bei strahlendem Sonnenschein. Leider haben wir uns etwas verschätzt oder zu viel in den Geröllhalden geklettert, denn den Zug verpassten wir in der Mittelstation um knappe 5 Minuten. Nur Luca, der noch gejoggt ist, hätte den Zug noch rechtzeitig gekriegt. Was soll’s, wir assen unseren Lunch und schmorten an der Sonne.
Zurück in Flam gab es eine Glacé und einen Gang durch die zahlreichen Souveniershops, die überfüllt waren mit Kreuzfahrttouristen. Um 15 Uhr nahmen wir das Schiff, um einen der schönsten Fjorde Norwegens, den Nærøyfjord, auf dem Wasser zu erleben. Dieser ist seit 2006 auch auf der UNESCO World Heritage Liste. Auf Grund der hohen, beinahe senkrecht aufragenden Berge gelangen hier die Sonnenstrahlen nur während fünf Monaten im Jahr bis ins Tal und an der engsten Stelle misst der Fjord nur 250 Meter. Wir genossen einen Apéro hinten auf Deck, schauten den Möven zu, die uns bis nach Gundvangen vorfolgten, und haben nach einer halben Stunde aufgehört die vielen Wasserfälle zu zählen.
In Gundvangen schnappten wir uns den ordentlichen Linienbus um zurück nach Flam zu kommen. Müde und um viele Eindrücke reicher sind wir wieder zurück in unserem geliebten Wohnizuhause angekommen.
31. Mai: Bergen bei Sonnenschein
Laut Reiseführer soll es in Bergen 366 Tage im Jahr regnen! Umso erstaunter und gleichzeitig erfreut waren wir als uns am Morgen die Sonne weckte. Stahlblauen Himmel und kein Wölckchen. So hüpften wir schnell aus den Federn. Das Frühstück assen wir draussen mit Blick auf den See. Bald packten sie mich in den Kinderwagen, setzten mir die Sonnenbrille auf (die von Gotti ist leider noch zu gross) und trabten los zum Bus. Knappe 45 Minuten mussten wir mit dem Bus bis nach Bergen fahren. Mama meinte, der Buschauffeur fahre wie ein Räuber. Sie wurde immer blasser und ich quitschte vor Vergnügen auf Papas Schoss. Im „Sentrum“ angekommen lockte uns das schöne Wetter zuerst auf den Aussichtsberg der Stadt. Durch enge Gassen mit alten Holzhäusern spazierten wir zur Talstation der Floibahn. Mit diversen Schulreisen und Hortgruppen alle mit Leuchtwesten gekennzeichnet bestiegen wir die Standseilbahn made in Switzerland und liessen uns hochziehen. Oben angekommen genossen wir die herrliche Rundsicht über die Stadt und den Fjord.

Danach machten wir eine kurze Rundwanderung auf dem Berg, die ich für ein kurzes Nickerchen nutzte. War ja nicht so spannend für mich.
Als ich wieder aufwachte standen wir schon vor einer der schönsten Sehenswürdigkeiten Norwegens, den Bryggen. Das Hafenviertel mit seinen spitzgiebligen, farbigen Häusern ist eines der bekanntesten Fotomotive des Landes. In diesem Stadtteil wurden früher vor allem Trockenfisch aus Nordnorwegen, aber auch Tabak, Getreide und andere Tauschwaren gelagert.
Anschliessend spazierten wir vom Hafen zum Fischmarket. Dort ass Luca natürlich ein Crevettenbrötchen. Nach einem Bummel durch die Shoppingmeile gingen es zurück auf den Zeltplatz.
27. Mai: Lillehammer, die Olympia-Stadt von 1994
Nach einem kurzen Abstecher zur Holmenkollenschanze, die leider noch eine grosse Baustelle ist und fertig gestellt wird für die Noridsche Ski WM 2011, fuhren wir weiter Richtung Norden.
Unser Ziel war die Olympiastadt Lillehammer. Ausgangs Oslo mussten wir aber noch das Gas auffüllen und einen neuen Wassertankdeckel kaufen, da der erste aus Versehen in Kopenhagen geblieben ist...! So wurde es recht spät bis wir auf dem Lillehammer Camping ankamen. Die Rezeption war um 17 Uhr schon geschlossen. Trotzdem durfte man das Tor passieren und wir fanden sogar ein wunderschönes Plätzchen direkt am See. Bei Sonnenschein assen wir dann draussen am Wasser unser Abendessen.
Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg ins Städtchen. Zuerst wollten wir das Freiluftmuseum Maihaugen besichtigen. Es zählt zu den Schönsten in ganz Norwegen. Zu unserem Erstaunen war der Eintritt gratis, sonst ist doch alles eher teuer. Wie wir dann feststellen mussten waren alle Häuser geschlossen und es gab noch keine Aktivitäten. Für diese Region sind wir einfach noch etwas zu früh unterwegs. Die Saison beginnt hier erst am 1. Juni.
Trotzdem spazierten wir durch die wunderschöne Anlage. Man konnte eine Stabskirche, verschiedene Häuschen, die malerisch um einen See standen, oder eine alte Stadt besichtigen. Alles Bauten aus vergangener Zeit die in dieser Region standen. Es war wirklich schade, dass es nicht belebter war.
Anschliessend schlenderten wir durch Lillehammers Fussgängerzone. Mama und Papa gingen von Laden zu Laden. Andrina, Luca und mich deponierten sie mit zwei Gameboys auf einem Bänckchen. Meine Geschwister gamten und ich winkte fleissig allen zu. Es dauerte nicht lange und bei allen meldete sich der Hunger. So suchte Papa uns ein gemütliches Kaffee. Sie stärkten sich alle mit Kuchen, Papa natürlich mit Schokoladentorte und für mich gab es etwas Milch. Ich konnte mich zwar gar nicht wirklich aufs Trinken konzentrieren, da rundherum immer etwas los war.
Frisch gestärkt ging es nach einem Abstecher zum Supermarkt zurück zum Campingplatz. Luca und Andrina sollten noch rechnen und schreiben. In dieser Zeit durfte ich mit Papa einen schönen Spaziergang dem See entlang machen – zum Einschlafen schön. Danach war noch abwaschen/waschen angesagt.
28.-30. Mai: Die Fahrt von Lillehammer nach Bergen
Am Morgen war wieder einmal Wäsche waschen und ein paar Schulstunden angesagt. Am Nachmittag reisten wir weiter.
Wir verliessen Lillehammer und schon bald ging es richtig in die Berge. Unser Wohni kam ins Schnaufen. Die Natur veränderte sich stark und wir machten eine richtige Passfahrt. Nur wenige Fahrzeuge kamen uns entgegen und jeder Wohnmobilfahrer winkte uns schon zu. Immer wieder entdeckten wir folgende Tafel am Wegrand,
nur leider liess sich kein Elch blicken.
Am frühen Abend sind wir dann in Fagernes angekommen. Dort entdeckten wir direkt am See einen wunderbaren Campingplatz. Wir konnten uns ein Standplatz aussuchen und haben natürlich denjenigen gewählt, der nahe am Wasser lag und gleichzeitig am weitesten von allen anderen entfernt war. Luca hat sofort seine Fischerrute ausgepackt, jedoch mussten wir das Nachtessen - mangels entsprechendem Erfolg - aus dem Kühlschrank nehmen.
Am Samstag fuhren wir weiter in Richtung Küste und unser erster Stopp war in Gol, einem beliebten Sommer- und Wintersportort. Dort besichtigten wir eine wunderschöne Stabskirche. Dass es sich dabei nur um einen detailgenauen Nachbau handelt, störte uns weniger als der happige Eintrittspreis. Die Originalkirche steht übrigens in Oslo im norwegischen Volksmuseum.
Wir drei Kinder konnten uns dort auf dem Wikingerspielplatz so richtig austoben.
Nach einer Verpflegung fuhren wir weiter in Richtung eines ganz spannenden Ortes auf 800 Meter über Meer. Das Schild sagt schon aus, wie toll es dort sein muss, wenn etwas läuft...
Wir haben jedoch nur Benzin getankt und sind dann nochmals 200 Meter hinaufgefahren auf Europas grösste Hochfläche, die Hardangervidda. Hier fuhren wir durch eine karge, wellige Landschaft die teilweise noch von Schnee bedeckt war. In den zahlreichen Seen schwammen Eisschollen und man hätte meinen können, man komme bereits nach Grönland.
Dutzende von Kilometern fuhren wir durch diese Gegend und vor allem Papa und Mama waren sehr beeindruckt. Sie mussten immer wieder anhalten und ein Foto schiessen. Luca und Andrina spielten auf ihren Nintendos und ich machte wie so oft mein Mittagsschläflein.
Bevor wir zum nächsten Zeltplatz gelangten war aber nochmals ein Höhepunkt an der Reihe; der Vöringsfossen. Von einer Plattform kann man den prächtigen Wasserfall von zwei Seiten 182 Metern ins Tal stürzen sehen. Wir waren sehr beeindruckt und wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die Faszination nach Wasserfällen relativ rasch abnehmen kann.
Am Anfang des Eidford haben wir beim Saebo Camping wieder einen wunderschönen Platz mitten in den Bergen zum übernachten gefunden.
Der darauffolgende Morgen begann wie gewohnt. Wir wurden von der Sonne geweckt. Papa war wie immer der Erste, der aus den Federn kroch und duschen ging. Er brachte danach die vorreservierten Brötchen fürs Frühstück zurück. Unterdessen wurde ich von verschiedenen Seiten verküsst und schlussendlich gewickelt sowie eingecremt. Mamas Bett wurde in den Frühstückstisch umgewandelt und weil wir heute schon früh losfahren wollten, verzichteten wir darauf, den Frühstückstisch draussen einzurichten. Nach dem Frühstück gingen Andrina und Luca den Abwasch machen. Das ist jeden Morgen ihr Job! Zum Glück bin ich noch etwas ungeschickt in solchen Sachen und darf dann Mama zusehen, wie sie im Wohni aufräumt und alles arretiert. Papa ist dafür zuständig, dass der Strom abgehängt und alles verstaut ist, der Gashahn geschlossen ist, Wasser nachgefüllt wurde und die Schmutzwassertanks geleert sind. Dann programmiert er ihre sprechende Landkarte an der Windschutzscheibe den TomTom. Wenn dann alle Passagiere an Board sind kann es los gehen.
Nach kurzer Fahrt dem Fjord entlang erreichten wir den Fähranleger Bruravik. Die Fähre stand schon bereit, Papa manövrierte unser Wohni auf das Schiff, nach zwei Minuten wurde die Zufahrt geschlossen und die 15 Minuten Überfahrt nach Brimnes ging los - unsere erste Fjordüberquerung! Da unser Wohni über 7.5 Meter lang ist wurden wir wieder ordentlich geschröpft. Mit 245 norwegische Kronen, was umgerechnet rund 45 CHF sind, wurde Papas Kreditkarte belastet.
Auf der anderen Fjordseite folgte eine Art „Axenstrasse“ von Norwegen und es war zum Teil sehr eng um die Kurven. Manchmal mussten die Fahrzeuge sogar rückwärts zur letzten Ausweichstelle zurück fahren, damit wir kreuzen konnten. Das Wetter meinte es aber wieder gut mit uns und wir genossen in einem Hafen unsere Mittagspause. Auf der Hafenmauer machte Papa seine täglichen Rückengymnastikübungen und Andrina und Luca turnten gleich mit. Mama musste natürlich ein Foto schiessen.
Bevor wir unseren Campingplatz in den Hügeln von Bergen erreichten, stoppten wir am Steinsdalsfossen. Ein Pfad führte hinter dem Wasserfall hindurch und das Spektakel geniesst man mit einer Glace in der Hand noch viel mehr.
Um Bergen zu besichtigen schlugen wir unser Lager für drei Nächte im Lone Camping auf. Ein netter Spott an einem Seelein.
24. Mai: Auf den Spuren der Wikinger und der Kon-Tiki
Wir nahmen nochmals einen Anlauf und machten uns auf nach Oslo. Dieses Mal stiegen wir schon beim „Haus of Oslo“ aus. Einem Shoppinggebäude mit über 20 Einrichtungs-/Dessignergeschäften mit vielen spannenden Möbeln und Accessoires. Mama kaufte sich eine Tassen von Marimekko. Diese sind zwar aus Finnland aber sie gefallen ihr trotzdem.
Anschliessend fuhren wir mit dem Schiff auf die der Stadt gegenüberliegende Museumsinsel Bygdoy. Dort spazierten wir ins „Vikingskiphuset“, ein Museum mit alten Wikingerschiffen. Ingesamt sind drei über 1000 Jahre alte Schiffe ausgestellt, die man seinerzeit nach der Nutzung als Schiff als königliche Gräber gebraucht hat und am Oslofjord eingegraben wurden. Auch viele königliche Grabbeigaben aus Holz und Gold waren ausgestellt.
Nur einen Katzensprung davon entfernt war das Kon-Tiki-Museum. Das Museum hatte nebst einem Walhai die Originalfahrzeuge und Gegenstände der weltberühmten Expeditionen von Thor Heyerdahls ausgestellt. Er war ein Wissenschaftler, Abenteurer und Vorreiter des Umweltschutzes zugleich und versuchte mit seinen Expeditionen immer wieder auf Missstände in der Welt aufmerksam zu machen. Wir waren von den ausgestellten Schiffen aus Holz oder Papyrus sehr beeindruckt. Auch eine Kopie von einer über 10 Meter hohen Statue der Osterinseln war ausgestellt.
Mit dem Schiff ging es wieder zurück in die Stadt. Es wurde allmählich kühl und wir waren froh, dass es in den Gartenwirtschaften am Kai Strahler hatte, die uns wärmten. Wir sind zwar keine Südländer aber in den Augen der Norweger müssten wir dies wohl sein. Denn diese lassen sich den kühlen Wind nicht anmerken und können problemlos in den Sommerklamotten herum laufen, währenddessen wir einen Faserpelz und eine lange Hose anhaben. Oder liegt das daran, dass wir uns noch an die Wärme von Barbados gewöhnt sind?
So morgen geht die Reise weiter in Richtung Norden. Wir wollen ja noch weit hinauf und allmählich müssen wir uns auf die Socken machen.
Seite 2 von 5